Schießsport und Tradition im schönen Geltnachtal

Chronik bis zum Gauschützenfest 2011

Die Schlossbergler Schützen e.V. konnten im Jahr 2011 auf 125 Jahre Vereinsgeschichte zurückblicken. Gegründet wurde der Verein beim „Marxerwirt“ unter dem Namen „Zimmerstutzen-Schützengesellschaft Bertoldshofen“ im Jahre des Herrn 1886 vom damaligen Lehrer Stempfle. Diese Informationen basieren auf mündlichen Aussagen von Johann Schöllhorn aus dem Jahr 1965. Die einzigen schriftlichen Unterlagen stammen aus dem 19. Jahrhundert. Darunter eine Schießordnung aus dem Jahre 1890, welche im damaligen Vereinslokal dem „Marxerwirt“ angebracht war. Als erster Schützenmeister wurde 1890 Anton Linder genannt. Nur zwei Jahrzehnte dauerte das friedliche Vereinsleben. Leistungsunterschiede in den erzielten Ergebnissen und weitere Streitereien waren Anlass zur Gründung eines zweiten Vereins. Die neue „Schützengesellschaft Schloßberg“ wurde 1913 von den abgespaltenen Vereinskameraden beim „Neuwirt“ gegründet. Am 20. Dezember des gleichen Jahres wurde das Eröffnungsschießen des neuen Vereins feierlich durchgeführt. Ab diesem Zeitpunkt setzte der Stammverein zu seinem Namen noch römisch „I“ dazu und nannte sich fortan „Zimmerstutzen-Schützengesellschaft Bertoldshofen I“. Beide Vereine stellten während des Ersten Weltkrieges den Schießbetrieb ein.
Bereits im Februar 1919 wurde das Vereinsleben beim Neuwirt mit einem Eröffnungsschießen wieder begonnen, und zwar durch die „Schloßbergler“. In beiden Vereinen war wieder reger Betrieb zu verzeichnen. 1929 übernahm Magnus Linder die Führung bei der „Zimmerstutzen-Schützengesellschaft Bertoldshofen“. Ab 1934 wurden schließlich die sportlichen Aktivitäten, bedingt durch die Politik und später durch die immer stärker werdenden Kriegshandlungen, eingestellt.
Mit dem 1946 von den Alliierten Streitkräften erlassenen Befehl die Entwaffnung der Bevölkerung durchzusetzten und mit dem dahingehenden Waffenverbot, ruhte in ganz Deutschland der Schießsport. 1950 gab es die erste Lockerung des Gesetzes. Nachdem Langwaffen zum Sportschießen wieder erlaubt waren, wurde im gleichen Jahr auf Drängen einiger Schießsportfreunde im örtlichen Turn- und Sportverein ein gebrauchtes Luftgewehr inklusive Munition und Zubehör für DM 74,20 gekauft. Mit diesem wurde dann von 1950-55 das jährliche Sylvesterschießen durchgeführt.
Ab Januar 1955 wurde ein gemeinsamer Schützenverein als Unterabteilung des TSV Bertoldshofen geführt. Die Leitung hatte Konrad Bockhart, später Hans Osterried. Um die Schießergebnisse zu verbessern, wurde ein zweites und besseres Gewehr – ein gebrauchter Stiegele-Zimmerstutzen – angeschafft. 1958 übernahm Albert Lohmüller sen. das Amt des 1. Schützenmeisters. Zuerst war der „Neuwirt” für vier Jahre das Vereinslokal, ab 1959 wechselten die Schloßbergler in den Saal des Gasthauses „Königswirt“. Franz-Josef Brugger wurde im Jahr 1960 zum 1. Schützenmeister gewählt. Albert Lohmüller wurde Ehrenschützenmeister. 1962 wurden die „Schloßbergler Schützen“ im Einvernehmen mit dem TSV Bertoldshofen als selbständiger Verein geführt. Der alte „Stiegele-Zimmerstutzen“ blieb Eigentum des TSV und war ein symbolisches Bindeglied zwischen TSV und Schützen.
Im Jahre 1976 hatte der Verein sein 90-jähriges Bestehen. Bei den Mitgliedern mehrte sich der Wunsch nach einer Vereinsfahne. Mit Hilfe von zahlreichen Spenden konnte eine Fahne erworben werden. Die Fahnenweihe fand am 26. September 1976 in der Pfarrkirche St. Michael statt, die der damalige Benefiziat Beyrer feierlich gestaltete. Die Schützengesellschaft Stötten übernahm die Patenschaft.
In den 70er und 80er Jahren nahmen die Schlossbergler an Freundschaftsschießen auf Gauebene teil. Dadurch wurde die Kontaktpflege zu anderen Vereinen verstärkt. Auch Meisterschaften gehörten zum Schießprogramm. 1979 erwarb die FSG 1550 Marktoberdorf eine neue Vereinsfahne, deren Patenschaft die Schützen aus Bertoldshofen übernahmen.
Anfang der 80er Jahre stellte die Stadt Marktoberdorf den ortsansässigen Vereinen die Räumlichkeiten im Gebäude der alten Volksschule in Bertoldshofen zur Ausübung der Vereinstätigkeit zur Verfügung. Der Schützenverein benötigte zwei Räume. Im Jahr 1981 wurde im Erdgeschoss ein Klassenzimmer zur gemütlichen Schützenstube ausgebaut. Im 1. Stock wurden acht Luftgewehrstände errichtet. Seit 1982 wird der Schießbetrieb in den bereits genannten Räumlichkeiten durchgeführt. 1986 konnten die Schlossbergler auf 100 Jahre Vereinsgeschichte zurückblicken. Dieses Jubiläum nahm die damalige Vorstandschaft unter der Leitung vom 1. Schützenmeister Franz-Josef Brugger zum Anlass, ein Jubiläumsschießen durchzuführen. Der feierliche Festgottesdienst in der Pfarrkirche und ein Festakt beim Königswirt rundeten das Programm ab. In den 80er Jahren nahmen die Schlossbergler sehr erfolgreich beim BSSB-Rundenwettkampf in der Gauliga teil. Neuartige gesellige Veranstaltungen wie das „Er & Sie Schießen” wurden im Verein eingeführt und kamen bei den Mitgliedern sehr gut an. Nach 27 Jahren im Vorstand gab der 1. Schützenmeister Franz-Josef Brugger sein Amt 1987 ab. Als 1. Schützenmeister wurde sein Sohn Michael gewählt. Franz-Josef Brugger wurde 1988 zum Ehrenschützenmeister ernannt.
Ende der 80er, Anfang der 90er Jahren waren die Schlossbergler mit drei Mannschaften beim BSSB-RWK vertreten. Ein Radbiathlon in Verbindung mit Schießen auf Klappscheiben wurde im Jahr 1990 zum erstenmal durchgeführt, der sehr großen Anklang bei den Mitgliedern fand. 1992 übernahm nach langer Suche kurzzeitig Wolfgang Fichtl das Schützenmeisteramt, bis Herbert Brugger ein Jahr später zum 1. Schützenmeister gewählt wurde. Die amtliche Eintragung ins Vereinsregister erfolgte 1994 auf Beschluss der Jahreshauptversammlung. Herbert Brugger organisierte im Jahr 1995 zum erstenmal sehr erfolgreich einen maskierten Biathlon zusammen mit dem TSV Bertoldshofen.
Mitte der 90er Jahre fand langsam der Generationswechsel in der Vorstandschaft und bei den aktiven Schützinnen und Schützen statt. Nur noch zwei Mannschaften vertraten die Schlossbergler beim BSSB-Rundenwettkampf. 1996 wurde eine neue Jugend- und Sportleitung gewählt. In die Jugendarbeit wurde ab diesem Zeitpunkt kräftig investiert. Großen Anteil hatte die damalige Vorstandschaft unter der Leitung von Herbert Brugger, die nicht nur auf die hohen Zinserträge am Jahresende schaute, sondern vorausschauend sinnvoll in Schießbekleidung und Ausrüstung investierte. Die Vereins-zuschüsse für überfachliche und gesellige Jugendveranstaltungen wie Zeltlager, Jugendausflüge und anderweitige Aktionen wurden in Anbetracht der Kassenlage mit Weitblick überlegt getätigt. Durch den finanziellen Vorsprung ging es mit der Jugend-arbeit und schließlich mit den Schießleistungen der Schützenjugend steil bergauf. Die Anzahl der Jugendlichen im Verein stieg jedes Jahr enorm und die Ergebnisse bei den Rundenwettkämpfen konnten sich sehen lassen. Die Jugendleitung forcierte vermehrt die Teilnahme an den weiterführenden Meisterschaften. 1997 wurden bei der Jahreshauptversammlung Josef Baur, Franz Brugger (Burk) und Karl Thier zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Eine Premiere fand im April 1999 statt: Der erste erwachsene Schlossbergler schoss mit einem professionellen stützenden Beinkleid, dass im Volksmund auch als Schießhose bezeichnet wird. Zu allererst wurde die Neuheit von den Vereinskameraden kritisch betrachtet. Als der gemusterte Schütze sich jedoch stetig verbesserte, gingen die Bestellungen über vollständige Schießbekleidungen bei den Waffengeschäften rege ein.
Sportlich stiegen die Schlossbergler in den Luftgewehr-Dreistellungskampf ein. Obwohl im Schießstand hinter dem Schießtisch kein Platz war, musste trotzdem Dreistellung trainiert werden. Gebrauchte Verpackungspanplatten von der BayWa wurden zu Liegend- und Kniendpritschen zusammengeschraubt und zwischen Fensterbank und Schießtisch aufgelegt. Dass dabei die Schussbahn enorm verringert wurde, da die Schützen bereits vor dem Motor mit dem Körper lagen, spielte keine Rolle. Die Vereinsjugend steigerte sich nochmals in ihrer Schießleistung.
Ab 2000 nahmen regelmäßig viele Jugendliche bei den weiterführenden Meisterschaften bis hin zur Deutschen Meister-schaft erfolgreich teil. Bertoldshofen verschaffte sich plötzlich einen Namen im Gau. Die Erfolgswelle der Jugend weckte auch Interesse bei den älteren Schützen. Parallel zur Jugendarbeit steigerte sich auch der Ehrgeiz und die Leistungen der Erwachsenen im Rundenwettkampf. Durch den Einbau der Jungschützen in die Mannschaften konnten die Platzierungen verbessert werden. Die Schlossbergler traten zwischendurch sogar mit vier Mannschaften beim BSSB-Rundenwettkampf erfolgreich an.
Im Jahr 2000 wurden Ulrich Brugger und Helmut Fiedler auf der Jahreshauptversammlung zu Ehrenmitgliedern ernannt. 2004 hatten die Schlossbergler einige größere Aufgaben zu bewältigen: Bei der Jahreshauptversammlung 2004 gab Herbert Brugger nach elf Jahren das Amt des 1. Schützenmeisters ab. Als Nachfolger wurde Herbert Kelz gewählt. In der Vorstandschaft fand wiederum ein größerer Generationswechsel statt. Die Schlossbergler mussten außerdem auf Anordnung vom Landratsamt ihre Schießstände den aktuellen Vorschriften anpassen. Bei den Umbauarbeiten wurde die Anzahl der Stände von acht auf sieben reduziert, jeder einzelne Stand entsprechend den Sicherheitsbestimmungen umgebaut und der Raum wieder freundlich einladend renoviert. Parallel wurde die Schützenstube neu hergerichtet, mit einer Theke, einer langen gemütlichen Eckbank und einem richtigen Schreibtisch versehen. Durch den Kauf von drei gebrauchten Jugendpressluftgewehren wurde trotz knapper Kassenlage, die der Umbau verursachte, weiter in die Jugendarbeit investiert. Der letzte große Kraftakt war im Herbst 2004 die Organisation der traditionellen Stadtmeisterschaft.
Da die Schießausrüstung der Schützen immer mehr wurde, jedoch kein Lagerplatz im Schießraum und kein Umkleideraum vorhanden war, stellte der Verein in den Jahren 2004-2005 Überlegungen an, den Dachboden in der Alten Schule auszubauen. Die enorm hohen Kosten in Relation zu sechs neuen Schießständen veranlasste die Vorstandschaft, das Projekt nicht durchzuführen. 2007 fand das erste Vereinsschießen in Bertoldshofen mit 21 Mannschaften und 197 Teilnehmern statt. Diese erfolgreiche Veranstaltung konnten die Schlossbergler im Jahre 2009 mit 24 Mannschaften und 236 Teilnehmern toppen.
Bei der Jahreshauptversammlung 2009 entschieden sich die Schlossbergler für die Durchführung des Gauschützenfestes im Jubiläumsjahr 2011. Im gleichen Jahr liefen Planungen bei der Stadt Marktoberdorf, die Turnhalle in Bertoldshofen umzubauen. Der Schützenverein stellte einen Antrag bei der Stadt, die Schlossbergler bei den Planungen zu berücksichtigen. Die Komplettrenovierung der Turnhalle wurde 2010 von der Stadt wegen der knappen Haushaltslage auf Eis gelegt.
Am 21. Juni 2010 wurde in der Schützenstube der Alten Schule in Bertoldshofen der „Förderverein Schlossbergler Schützen" aus der Taufe gehoben. Die Idee der Gründungsmitglieder, den Schießsport und die Jugendarbeit in Bertoldshofen durch die Unterstützung des Schützenvereins „Schlossbergler Schützen e.V." zu fördern, konnte mit der Gründung verwirklicht werden. Der Förderverein Schlossbergler Schützen richtet sich besonders an diejenigen, welche den Schießsport in Bertoldshofen tatkräftig und finanziell stützen und unterstützen und so ihren Beitrag zu der überaus erfolgreichen Ausübung des Sports in Vergangenheit und Gegenwart leisten wollen.
Die aktuelle Mitgliederzahl der Schlossbergler Schützen e.V. zum Stand 1. Januar 2011 beträgt 124, davon sind 57 Mitglieder unter 26 Jahre, 46% der Gesamtmitgliederzahl. Seit einem Jahr liefen die Vorbereitungen für das tradtionelle 50. Gauschützenfest, das im Juni und Juli 2011 mit einem abwechslungsreichen Begleitprogramm durchgeführt wurde.

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